Presseagenturen prüfen ihre Geschäftsmodelle

Die notwendige Diskussion über zukunftsfähige Geschäftsmodelle für Nachrichtenagenturen wird durch die schwere globale Wirtschaftskrise beschleunigt und zugespitzt.

Die beiden größten genossenschaftlich organisierten Agenturen, die amerikanische Associated Press und die Deutsche Presse-Agentur, müssen derzeit auf ihren Heimatmärkten Kündigungen großer Zeitungsgruppen hinnehmen, obwohl diese selbst Gesellschafter dieser Agenturen sind. Die sofortige Verfügbarkeit jeder neuen Fakteninformation im Internet stellt die bisherigen Finanzierungsformen und das reine Business-to-Business der Nachrichtenagenturen in Frage. Alle Agenturen, egal wie sie organisiert sind, müssen in sehr absehbarer Zeit Antworten auf diese Herausforderungen finden. Dazu gehört die kostenaufwändige Weiterentwicklung multimedialer Mehrwertdienste, die über die reine Nachrichtenverbreitung hinausgehen; dazu gehört aber auch der Aufbau eines effizienten Schutzes vor Urheberrechtsverletzungen.

Vor diesen Herausforderungen steht auch die Agence France-Presse, die in Frankreich als Juristische Person des Privatrechts am Wirtschaftsleben teilnimmt, deren Statuten aber auf einem (51 Jahre alten) Gesetz beruhen. Die Besonderheit, dass AFP kein Eigenkapital besitzt und keine Gesellschafter hat, erweist sich immer wieder als großes Handicap, wenn auf Basis mehrjähriger Planungen Zukunftsinvestitionen vorgenommen werden müssen. Die Tatsache, dass staatliche französische Stellen ihren großen globalen Informationshunger vor allem bei der in Paris beheimateten Weltagentur decken und dafür angemessen bezahlen, gibt ihr die Chance, ihre Überlegungen zur Neuorientierung umsichtig und ohne radikale Sparkampagnen anzustellen.

Aber der Reformprozess wurde auch bei der AFP unwiderruflich eingeleitet: Ihre Generaldirektion ist beauftragt, bis Ende März 2009 Vorschläge zu unterbreiten, wie die Unternehmensstruktur so modernisiert werden kann, dass eine stabile und nachhaltig angelegte Gesellschafterbasis entsteht. Auch die Mitarbeiter sollen die Möglichkeit erhalten, sich vermögensbildend am Kapital der AFP zu beteiligen. Welche Rechtsform einer Kapitalgesellschaft die 1835 gegründete und damit älteste Nachrichtenagentur der Welt künftig genau haben soll, ist noch Gegenstand eingehender Diskussionen. Einigkeit besteht, dass die Unabhängigkeit der Agentur von allen politischen und einzelunternehmerischen Einflussversuchen weiter garantiert und geschützt sein muss. Erwiesene Glaubwürdigkeit und das stete Bemühen um Objektivität und Verifizierung sind das grundlegende Vertrauenskapital, auf dem jedes Geschäftsmodell einer Presseagentur basiert.