AFP, AP und Reuters berichten nicht über Victorias Hochzeit

Mehrere dutzend Reporter hatten die drei großen Nachrichtenagenturen AFP, AP und Reuters zur Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria entsandt, um für die ganze Welt in Text, Fotos und Videos über das royale Highlight des Jahres zu berichten – sie alle zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Denn für die Agenturen inakzeptable Auflagen des schwedischen staatlichen Senders SVT für die Verwendung seiner Aufnahmen von der Trauungszeremonie veranlassten die Agenturen dazu, in einer gemeinsamen Protestaktion auf eine Berichterstattung in allen Sparten zu verzichten.

"Wir haben die Entscheidung schweren Herzens getroffen", betonten die Agenturen in einer gemeinsamen Erklärung – denn zu Recht erwarten deren Kunden von einem solchen Großereignis eine breite und multimediale Berichterstattung. Doch in diesem Falle waren sich die Agenturen einig, dass das langfristige Interesse daran überwog, die Freiheit der Berichterstattung gegen die immer häufiger verfügten Einschränkungen für die Medien bei öffentlichen Ereignissen zu verteidigen – und dass dieser Einsatz der Agenturen auch letztlich im Interesse ihrer Kunden ist.

Das schwedische Fernsehen, das die Exklusivrechte für die Aufnahmen aus der Kathedrale besaß, hatte zunächst versucht, weit über den üblichen Preisen liegende Tarife für die Weitergabe der Bilder an die Agenturen durchzusetzen. In Verhandlungen konnten die Preise zwar letztlich auf ein akzeptables Niveau gedrückt werden – zugleich aber verknüpfte SVT dies in praktisch letzter Minute mit harten Auflagen für die Verwendung der Aufnahmen.

So sollten die Bilder am Tag der Hochzeit erst ab 22.00 Uhr genutzt werden dürfen – also mehrere Stunden nach Ende der Hochzeit, was für die auf Schnelligkeit angewiesenen Agenturen völlig inakzeptabel war. Und SVT wollte den Agenturen zudem die Archivierung der Bilder zur späteren Neuverwendung untersagen – etwa in einer Berichterstattung über den ersten Hochzeitstag des Paares. Auch dies war eine Bedingung, die die Agenturen nicht hinnehmen konnten.

So kam es dazu, dass die Agenturen die Berichterstattung nur wenige Stunden vor Beginn der Trauungszeremonie absagten – was für ihre Kunden natürlich nicht weniger frustrierend war als für die Agenturen selbst. Zu hoffen ist jedoch, dass das von den drei großen Weltagenturen gemeinsam gesetzte Signal seine Wirkung zeigt und die Versuche, die Freiheit der Berichterstattung ungebührlich einzuschränken, seltener werden. In der Vergangenheit hatten gemeinsame Proteste der Agenturen – etwa bei der Rugby-WM in Frankreich 2007 und beim Cannes-Filmfestival in diesem Frühjahr – die Veranstalter doch noch zum Einlenken bewegt.