Fünf Experten begutachten die Entwicklung von AFP - Französische Regierung lässt Lage der Agentur prüfen
Zur künftigen Entwicklung der Nachrichtenagentur AFP hat der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand bei fünf Experten ein Gutachten in Auftrag gegeben. Die vor dem Hintergrund einer anhaltenden Diskussion über die künftige Rechtsform der öffentlich-rechtlich verfassten Weltagentur eingesetzte Arbeitsgruppe besteht aus führenden Journalisten und Medienmanagern, wie das Kulturministerium in Paris am Donnerstag mitteilte.
Geleitet wird die Gruppe von Henri Pigeat, in den achtziger Jahren AFP-Präsident und heute Chef einer Journalistenschule. Weitere Mitglieder sind die TV-Journalistin und -Managerin Michèle Cotta, der frühere Direktor der Tageszeitung "Le Monde", Jean-Marie Colombani, der frühere Verlagschef bei Prisma Presse, Fabrice Boe, sowie der ehemalige Ouest-France-Verleger Francis Teitgen. Nach Angaben des Ministeriums ist es ihre Aufgabe, "eine Analyse zu erstellen über die aktuelle Lage der AFP, ihres wirtschaftlichen Umfelds und ihrer Positionierung in einem immer schwieriger werdenden Konkurrenzmarkt".
Mit dem Ziel, Finanzmittel für notwendige Zukunftsinvestitionen im Multimediazeitalter zu mobilisieren, hatte AFP-Präsident Pierre Louette dieses Jahr auf Geheiß seines Verwaltungsrates Vorschläge zur Umgestaltung der AFP in eine Kapitalgesellschaft vorgelegt, die sich künftig auf Gesellschafter aus dem öffentlichen Raum stützen soll, also öffentliche Banken oder Beteiligungsfonds. Bisher hat die älteste Nachrichtenagentur der Welt, die über das dichteste Korrespondentennetz aller Medien verfügt, kein Eigenkapital und kann keine Rücklagen für ein langfristiges Investment bilden.
Die für eine Änderung des Gesellschaftsstatuts notwendige Reform des AFP-Gesetzes von 1957 wird derzeit von beiden Parlamentskammern in Gesprächen mit der AFP-Direktion und den bei der Agentur vertretenen Gewerkschaften sondiert. Innerhalb der AFP wird intensiv diskutiert, ob die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft die Unabhängigkeit der Agentur von Einzelunternehmen oder staatlichen Stellen gefährden könnte. Kulturminister Mitterrand erklärte, für ihn sei es eine "absolute Notwendigkeit", die journalistische Unabhängigkeit der AFP zu sichern. Mit der Einbringung eines Gesetzentwurfs in die Nationalversammlung wird frühestens für kommenden April gerechnet.